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Die Körpersprache der Pferde verstehen

  • von Svenja Stuck
  • 07 Mai, 2018

Die Gestik der Pferde richtig lesen

Körpersprache Pferde
Pferde sprechen nicht im eigentlichen Sinne mit uns. Dennoch sind sie wahre Meister der Kommunikation. Sie können sich sehr präzise ausdrücken und gut mit uns kommunizieren – wir müssen ihnen nur zuhören.

Die Bedeutung der Körpersprache für Pferde
Pferde haben keine Lautsprache so wie wir sie von uns Menschen und zum Teil auch von anderen Tieren kennen. Pferde wiehern zwar, doch ist dies eine ziemlich unpräzise Form der Kommunikation. Wer sich zudem schon einmal näher mit dem Thema Wildpferde beschäftigt hat, wird wissen, dass diese nahezu nie wiehern. Für sie ist die Gefahr zu groß durch das Wiehern Raubtiere auf sich aufmerksam zu machen. Daher ist der wichtigste Teil der Kommunikation für Pferde die Körpersprachen. Hierbei setzen sie sowohl eine deutliche Gestik mit fast all ihren Körperteilen, als auch eine sehr präzise Mimik ein.
Kopf und Hals
Dass ein Pferd schon alleine über die Mimik sehr viel ausdrücken kann, habe ich Dir bereits im ersten Teil dieses Artikels zur Mimik des Pferdes gezeigt. Doch nicht nur die Details von Augen, Maul und Ohren zeigen uns was in einem Pferd vorgeht. Auch die gesamte Haltung des Kopfes und des Halsbereichs ist ein aussagekräftiges Indiz für die Laune eines Pferdes und wie es sich gerade fühlt.
Ein gesenkter Kopf und eine hiermit einhergehende lockere Halsmuskulatur sind ein ziemlich sicheres Anzeichen für ein sehr entspanntes Pferd. Durch die tiefe Kopfhaltung ist das Sichtfeld des Pferdes eingeschränkt, ein Risiko, dass ein Fluchttier nur eingeht, wenn es sich in seiner Umgebung sicher und wohl fühlt. Übrigens ist ein gesenkter Kopf nicht nur ein Anzeichen für ein entspanntes Pferd. Den Kopf abzusenken kann angespannten Pferden auch helfen sich zu beruhigen. Bewegt sich der Kopf nach unten, setzt das Gehirn des Pferdes entspannende Hormone frei. Bringst Du Deinem Pferd also bei, seinen Kopf auf Kommando zu senken, kann Dir dies in stressigen Situationen helfen Dein Pferd zu beruhigen.
Hat das Pferd den Kopf hingegen hoch erhoben und den Hals angespannt, ist dies ein Zeichen für angespannte Aufmerksamkeit und Nervosität. Das Pferd trägt den Kopf so hoch es kann um einen möglichst weiten Überblick über seine Umgebung zu haben und eventuelle Gefahren so schnell wie möglich sehen zu können.
Ein Pferd mit normal erhobenem Kopf ist in der Regel freundlich aufmerksam und neugierig. Es interessiert sich für seine Umgebung, ist aber nicht beunruhigt.
Prinzipiell kann gesagt werden, je tiefer die Kopfhaltung, desto entspannter das Pferd, je höher der Kopf getragen wird, desto unruhiger das Pferd.
Der Schweif
Der Schweif des Pferdes ist viel mehr als eine große Fliegenklatsche oder ein hübsches Anhängsel am Pferd. Der Schweif ist ein wichtiger Bestandteil der Körpersprache Deines Pferdes. Je nachdem wie ein Pferd den Schweif trägt, verrät dieser viel über seinen mentalen Zustand und auch über eventuelle Schmerzen und andere körperliche Probleme.
Im Normalfall sollte der Schweif locker und mittig herabhängen. Du solltest die Schweifrübe ohne großen Kraftaufwand bewegen können und beim Laufen pendelt der Schweif entspannt mit und wird, je nachdem wie gut Dein Pferd beim Reiten über den Rücken läuft, locker getragen. Ist dies der Fall ist Dein Pferd körperlich und geistig entspannt.
Klemmt ein Pferd den Schweif ein, ist dies ein Zeichen dafür, dass es sich nicht wohl fühlt. Ein eingeklemmter Schweif kann sowohl ein Anzeichen für Stress und Angst, als auch für Schmerzen sein. Beim Einklemmen drückt Dein Pferd die Schweifrübe fest nach unten, so dass Du diese kaum mit der Hand bewegen kannst. Beobachtest Du dieses Verhalten bei Deinem Pferd achte darauf, ob es aus nervös und angespannt ist, oder ob es vielleicht tatsächlich irgendwo Schmerzen hat. Besonders wenn es den Schweif häufig einklemmt, solltest Du dies von einem Tierarzt oder Physiotherapeuten untersuchen lassen.
Ein leicht erhöht getragener Schweif kann beim Reiten ein Zeichen dafür sein, dass Dein Pferd gut und locker über den Rücken läuft. Doch Achtung, nicht immer ist eine erhöhte Schweifhaltung ein gutes Zeichen. Besonders wenn Dein Pferd auch im Stehen und ohne Reiter den Schweif oft hochzieht, kann dieser auch unangenehme Spannung im Rücken oder ein Stellungsproblem im Becken signalisieren.
Dreht ein Pferd den Schweif nach oben, so wie man es zum Beispiel bei Vollblut Arabern oft beobachten kann, ist dies ein Zeichen für Spannung und Erregung. Besonders extrovertierte Pferde mit viel Energie neigen zu diesem Verhalten. Dies muss aber nicht unbedingt negativ sein und nur schlechte Anspannung und Nervosität bedeuten. Viele Pferde drehen zum Beispiel auch den Schweif nach oben, wenn sie unter ausgelassener Aufregung über eine Koppel galoppieren.
Beine
Pferde sind Lauftiere und die Beine gehören somit zu ihren wichtigsten Körperteilen. Diese können uns aber nicht nur durch eine schnelle Flucht verraten, was gerade so in einem Pferd vorgeht.
Schon als Kind bekommen wir beigebracht, uns einem Pferd nie ohne Vorwarnung schnell von hinten zu nähern. Sonst ist die Gefahr recht hoch, dass es austritt. Das Austreten ist in einem solchen Fall keine böswillige Aktion des Pferdes, sondern ein Zeichen dafür, dass es sich erschreckt und sich instinktiv gegen einen möglichen Angreifer verteidigt. Schließlich weiß es nicht unbedingt wer oder was da plötzlich von hinten kommt. Austreten oder auch das drohende Anheben eines Hinterbeins muss aber nicht immer eine Schreckreaktion sein. Dein Pferd kann Dir so auch sehr deutlich sagen, dass ihm etwas nicht gefällt. Dies kann zum Beispiel eine Berührung an einer bestimmten Körperstelle, das Satteln, eine Hilfe die es nicht versteht oder auch eine bestimmte Übung sein. Natürlich ist das Austreten gefährlich und sollte möglichst schnell abgestellt werden. Doch machen Pferde dies, wie das Buckeln, in der Regel nicht mit böswilliger Absicht, sondern haben einen guten Grund für dieses Verhalten. Diesen gilt es herauszufinden und zu lösen.
Das Drohen mit dem Hinterbein sollte aber nicht mit dem entspannten Entlasten eines Hinterbeines verwechselt werden. Hierbei heben die Pferde den Huf nicht drohend in eine bestimmte Richtung gehoben, sondern einfach das Bein etwas angewinkelt und der Huf locker auf der vorderen Spitze aufgesetzt. In dieser Position stehen Pferde gerne, wenn sie entspannt sind um ab und zu mal ein Bein zu entlasten.
Auch mit den Vorderbeinen können sich Pferde deutlich ausdrücken. Scharren sie mit den Hufen, ist das ein Zeichen für Ungeduld oder Unmut. Oft ist dieses Verhalten zum Beispiel an Putzplätzen, wenn Pferde längere Zeit angebunden sind, oder während der Fütterungszeit zu beobachten. Könnte Dein Pferd sprechen, wäre wohl „Beeil Dich mal, ich will hier nicht mehr rumstehen und warten!“ eine ganz gute Übersetzung für dieses Verhalten.
Schlägt ein Pferd mit einem Vorderbein aus, ist dies meist eine Abwehrreaktion. Untereinander nutzen Pferde dieses Verhalten um sich gegenseitig zu imponieren und sich auf zu Abstand halten.
Körperhaltung
Um zu erkennen, was unser Pferd gerade denkt und fühlt, ist es nicht immer notwendig jedes Einzelteil von Gestik und Mimik zu betrachten. Auch der Gesamteindruck der gesamten Körperhaltung und das Zusammenspiel einzelner Gestiken und Mimiken ist sehr aufschlussreich.
Schau Dir Dein Pferd im Ganzen an. Wie wirkt es auf Dich? Macht es einen lockeren und entspannten Eindruck oder ist es eher angespannt und nervös? Verlass Dich auch Deine Intuition. Je besser Du Dein Pferd kennst, desto leichter wird es Dir fallen. Beobachte Dein Pferd genau, um es noch besser zu verstehen. Setz Dich zum Beispiel auch einfach mal eine Zeit lang an die Koppel oder das Paddock und beobachte es in seinem Alltag und im Umgang mit anderen Pferden. Dann reicht bald schon nur ein flüchtiger Blick um zu erkennen, wie es Deinem Pferd gerade geht.
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