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#HowTo – Ein nervöses Pferd beruhigen

  • von Svenja Stuck
  • 24 Sept., 2022

Ganz entspannt durch stressige Situationen

Eigentlich wollte ich diesen Artikel erst viel später schreiben, aber da wir am Wochenende seit Langem noch mal eine Situation hatten, die ich hier perfekt als Beispiel anführen lässt, ziehe ich ihn einfach mal vor :)

Mit diesen Tipps könnt Ihr es schaffen, einem nervösen Pferd Ruhe zu vermitteln.

Vorab muss ich noch sagen, dass Bella ein sehr sensibles Pferd ist, vor allem was äußere Reize angeht. Obwohl unser Vertrauensverhältnis schon ziemlich stark ist, gibt es Situationen die sie schlichtweg überfordern. Hier braucht sie dann einfach ziemlich lange um alle Eindrücke zu verarbeiten und wieder runter zu kommen. Als sie noch nicht lange bei mir war, ist sie in solchen Situationen kopflos und panisch geworden. Mittlerweile lässt sie sich wenigstens von mir leiten und sucht von sich aus meine Nähe und Unterstützung. So dauert es zwar zum Teil auch noch recht lange bis sie sich wirklich beruhigt, aber sie arrangiert sich deutlich schneller mit schwierigen Situationen und Umgebungen.

Nun zu Sonntag: Die Pferde stehen seit einer guten Woche auf einer recht abgelegenen Koppel. Damit ich sie zum Fertigmachen und Reiten nicht immer erst stundenlang holen gehen muss, packe ich mir die Sachen ins Auto und parke auf einem Weg am Waldrand ein paar Hundert Meter noch von der Koppel entfernt. Hier mache ich sie dann auch fertig. Dieser Platz ist für sie noch recht neu und die letzten Tage habe ich sie erst mal hier gefüttert und etwas Bodenarbeit gemacht, um sie mit dem Ort vertraut zu machen. Das hat auch gut funktioniert. Am Sonntag war es dann allerdings sehr stürmisch, was die Maus leider ziemlich aus dem Konzept gebracht hat. Da satteln oder gar reiten in dem Moment für sie wohl kaum hilfreich gewesen wären, habe ich meine Pläne über den Haufen geschmissen. Stattdessen habe ich mich darauf konzentriert ihr zu helfen die Situation zu verarbeiten und sich wieder zu beruhigen.
1. Ruhig bleiben
Wenn Euer Pferd nervös wird, ist es das aller Wichtigste, dass Ihr selbst ruhig bleibt. Ich weiß, dass das in vielen Situationen leichter gesagt ist, als getan. Wie soll aber Euer Pferd sich beruhigen, wenn Ihr als sein Partner selbst nervös und unsicher seid? Dem Pferd ist es nicht bewusst, dass es vielleicht selbst der Grund für Eure Unruhe ist. Es merkt lediglich, dass Ihr Euch in der Situation nicht wohlfühlt und findet darin eine Bestärkung seiner eigenen Nervosität. Wenn Ihr merkt, dass Ihr Euch von der Unruhe Eures Pferdes anstecken lasst, schließt für ein paar Sekunden die Augen und atmet ein paar Mal tief durch. Konzentriert Euch darauf tief in den Bauch zu atmen, das lenkt Euch ab. Falls das nichts nützt oder vielleicht auch auf Grund der Situation nicht möglich ist, singt ein Lied oder summt eine schöne Melodie. Kein Witz! Wenn Ihr ein Lied singt, müsst Ihr Euch auf den Text, die Melodie und das Atmen konzentrieren, was automatisch vom Stress ablenkt und beruhigt. Außerdem geben schöne Lieder Menschen ein gutes Gefühl und ein gleichförmiger Rhythmus kann sich auch positiv auf Euer Pferd auswirken. Ich bin schon mehr als einmal singend durch die Gegend geritten, wenn Bella unterwegs aus irgendeinem Grund nervös wurde.
2. Bewegung zulassen
Pferde sind Fluchttiere, fühlen sie sich in einer Situation unwohl oder haben Angst, schüttet ihr Körper Adrenalin aus um sich auf die Flucht vorzubereite. Das Adrenalin sorgt kurzzeitig für eine erhöhte Leistungsfähigkeit, in dem unter anderem der Herzschlag beschleunigt und der Blutdruck gesteigert wird. Damit ist es auch die Hauptursache dafür, dass Pferde in stressigen Situationen nervös reagieren und nicht still stehen können. Die beste Möglichkeit das Adrenalin wieder abzubauen ist es, es dem Pferd zu ermöglichen sich so frei wie möglich zu bewegen. Wer hingegen krampfhaft versucht sein Pferd festzuhalten, es zum Stillstehen zu zwingen oder anbindet, der macht die Situation in der Regel nur noch schlimmer für das Pferd. Dadurch dass es seinem natürlichen Drang zur Bewegung bzw. zur Flucht nicht nachkommen kann, fühlt es sich wie in der Falle und das Stresslevel steigt noch weiter an. Das führt letztendlich zu einer weiteren Ausschüttung von Adrenalin. Versucht doch mal selbst ruhig stehen oder sitzen zu bleiben, wenn Ihr Euch gerade zu Tode erschreckt oder vielleicht auch einen Bungee Jump oder ähnliches gemacht habt. Das ist ganz schön schwer!

Gebt Eurem Pferd also die Möglichkeit und den Raum sich zu bewegen. Hierbei könnt Ihr ihm helfen sich zu orientieren, in dem Ihr beispielsweise die Richtung vorgebt. Ihr könnt zum Beispiel einfach gemeinsam mit Eurem Pferd ein Stück einen Weg rauf und runter gehen oder es am Seil auf einen Zirkel schicken und ab und an die Richtung ändern. Lasst das Pferd dabei ruhig gucken. So bekommt es die Chance sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Möchte es stehen bleiben, umso besser. Beides sind Anzeichen dafür, dass es anfängt sich mit der Situation auseinander zu setzten und nicht mehr einfach nur davon zu laufen. Hierfür könnt Ihr es auch ruhig loben.

Tipp: Wenn Euer Pferd extrem unruhig ist und Euch nicht mehr beachtet, können häufige schnelle Richtungswechsel beim Führen mit lockerem Strick es „zwingen“ sich auf Euch zu konzentrieren und sich etwas zu fokussieren. Nach zwei oder drei Mal wird es nämlich aufpassen, dass der Strick locker bleibt und es nicht mehr ins Halfter rennt.
3. Konzentration und Fokussierung
Wenn sich Euer Pferd eine Zeit lang bewegen konnte, sollte es langsam aber sicher etwas ruhiger werden. Reicht die Bewegung alleine aber nicht aus, um ihm die Nervosität ganz zu nehmen, könnt Ihr ihm hier weiterhelfen, indem Ihr seine Konzentration und seinen Fokus verstärkt auf Euch lenkt. Je mehr es sich auf Euch konzentriert, desto weniger kann es sich auf die Umgebung und den Grund seiner Nervosität konzentrieren. Hierfür bietet es sich an, verschiedene Übungen abzufragen die das Pferd bereits kennen sollte. Ein nervöses Tier kann sich ohne hin nicht auf neue Aufgaben konzentrieren. Es ist auch in Ordnung, wenn die bekannten Übungen nicht auf Anhieb so klappen, wie sonst. Das Pferd soll sich durch die Übungen erst einmal wieder sammeln.

Eine andere Möglichkeit ist es, einfach nur einzufordern, dass sich das Pferd auf Euch konzentriert. Solange das Pferd Euch ansieht und mit mindestens einem Ohr bei Euch ist, lasst Ihr es einfach in Ruhe. Fängt es aber an sich umzuschauen und sich auf andere Sachen zu konzentrieren, holt Euch die Aufmerksamkeit durch eine deutliche Aufforderung wie ein „Hey!“ oder leichtes Schütteln am Seil zurück.

Probiert einfach aus, welche Methode für Euer Pferd am besten funktioniert.
4. Loben, loben, loben
Auch bzw. gerade hier darf das Loben und bestärken des Pferdes natürlich nicht fehlen. Lobt Euer Pferd jedes Mal, wenn es auch nur das kleinste Bisschen entspannt oder beginnt sich mit der Situation auseinander zu setzen. Anzeichen dafür, dass es das tut, sind zum Beispiel stehen bleiben, das Untersuchen von Objekten, das Fallenlassen oder Absenken des Kopfes, Entspannung der Kaumuskulatur und die Konzentration auf Euch. Fängt es ohne Aufforderung an sich auf Euch zu konzentrieren, ist das ein Zeichen dafür, dass es Eure Unterstützung sucht. Wenn Ihr Euer Pferd aber ein bisschen kennt, werdet Ihr besser als jeder andere erkennen können, wann es anfängt sich zu beruhigen :)
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